VESOUL, 7. JANUAR 2015

NM im Kult-Bau

>>>Mittwoch, 2. Dezember 2020, 20:00 Uhr

„VESOUL, 7. JANUAR 2015“

Quentin Mouron liest aus seinem neuen Roman
Moderation: Florian Vetsch

Kult-Bau
Konkordiastrasse 27
9000 St.Gallen
(Eintritt frei, Kollekte)

Quentin Mourons Bücher sind konsequent geschliffene Diamanten. Sie strotzen vor atmosphärisch dichten filmischen Szenen und Dialogen, die einen Tarantino oder die Coen-Brothers herausfordern könnten. Sie bieten kurze, atemlose Kapitel voller Drogen, Sex, explosiver oder latenter Gewalt und oszillieren zwischen abgründigem Humor und tiefer Melancholie. Quentin Mourons Prosa bewegt sich jenseits der politischen Korrektheit, ist unterminiert mit philosophischen, kulturkritischen und soziologischen Anspielungen. Auf dem Cover seines jüngsten Romans „Vesoul, le 7 janvier 2015“ (Olivier Morattel Éditeur, Dole 2019) hält der inzwischen 31-jährige Autor ein brennendes Buch in Händen. Das Porträt springt einem auch entgegen, wenn man die Webseite des Autors www.quentinmouron.com anklickt: In seinen Romanen – und in unserer Welt – brennen die Güter und Werte der Kultur, sie werden desavouiert, ihrer ursprünglichen Funktion beraubt, sich selber entfremdet, missbraucht – oder explizit angegriffen und der Vernichtung preisgegeben. Wahrheit und Vernunft werden unterwandert. Wie am 7. Januar 2015, als in Paris die Redaktion der französischen Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ mörderisch gestürmt wurde. Im Bilgerverlag ist vor kurzem die deutsche Übersetzung „Vesoul, 7. Januar 2015“ erschienen. Vesoul in der französischen Haute-Saône ist eine weitere für Mourons Romane typische kleine Ortschaft, die den desaströsen Zustand der globalen Misere in den Seelen, Abhängigkeiten, Verrücktheiten und Fluchtbewegungen ihrer Bewohner widerspiegelt – insbesondere das zeitgenössische Paradox zwischen dem weltoffen nomadisierenden Picaro und Urständ feiernden totalitären Ausschliessungsideologien…

Der Picaro kennt kein Schuldgefühl, es ist daher normal, dass in seiner Umgebung das Schamgefühl nach und nach verschwindet. Der pikareske Manager, wie ihn unsere Banken, unsere Start-ups, unsere Kunsthochschulen hervorbringen, zeichnet sich dadurch aus, dass er sich überall anzubiedern versteht, sich in jeder Situation den Rahmenbedingungen anpasst.

Quentin Mouron: „Vesoul, 7. Januar 2015 – Roman“ (aus dem Französischen übersetzt von Holger Fock und Sabine Müller). Bilgerverlag. Zürich 2020

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Quentin Mouron