DEAD END
im Kult-Bau
>>> Donnerstag, 20. Dezember 2018, 20.00 Uhr
DEAD END
David Signer liest aus seiner Erzählsammlung DEAD END die Story DAS KREUZ – die etwas andere Weihnachtslesung
Moderation: Florian Vetsch
(Eintritt frei, Kollekte)
David Signer (*1964 in St. Gallen), promovierter Ethnologe, hat mehrere Jahre in Afrika und im Nahen Osten verbracht. Er ist der Autor des Buches »Die Ökonomie der Hexerei oder Warum es in Afrika keine Wolkenkratzer gibt«, das die Auswirkungen des Hexereiglaubens auf die wirtschaftliche Entwicklung Afrikas thematisiert. David Signers Romane »Keine Chance in Mori« (2007) und »Die nackten Inseln« (2010) erschienen bei Salis, die Erzählungen „Dead End“ (2017) bei Lectorbooks. 2013 erregte Signers hedonistischer Essay „Weniger Verbote, mehr Genuss! Ein Plädoyer gegen die Entmündigung“ (Hafmanns & Tolkemitt) Aufsehen. David Signer arbeitete für „Das Magazin“, „Weltwoche“, „Du“, „Geo“ und „NZZ am Sonntag“ sowie als Forschungsassistent und Lehrbeauftragter der Universität Zürich. Heute ist er Afrikakorrespondent für die NZZ und lebt in Dakar.
Wir lagen noch im Bett, als jemand anklopfte. Ich wankte zur Tür. Es war Skippy. Er war rückfällig geworden. Sie hatten ihn erwischt, weil er mit einem Kumpan einen Überfall plante. Als sie eine Waffe kaufen wollten – einen »Föhn«, sagte er –, schnappte die Falle zu. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihn überwachten. Beim Verhör behauptete er, das mit dem Überfall sei nur so ein Gedankenspiel gewesen, sie hätten den Plan längst aufgegeben. Er erzählte es, auf der Bettkante sitzend, mit hängendem Kopf. Der Coup hätte lediglich 100//000 Franken – »tausend Lappen«, sagte er – eingebracht. Und weil er keinen Schweizer Pass besaß, schickten sie ihn dorthin zurück, wo er herkam.
»Kann ich eine Weile bei euch unterkommen?«
Es klang wie aus einem doofen Film.
Als wir ihm erklärten, wir könnten hier in der Auberge Foucault nicht einfach einen Dritten beherbergen, erwiderte er, und wiederum klang es wie aus einem B-Movie: »Ich habe Geld.«
Ich wollte wirklich nichts mehr mit diesem Blödmann zu tun haben, aber er war nicht abzuschütteln.
»Wie kommt es überhaupt, dass du einfach so in meinen Film hereinplatzt? Du bist gar nicht vorgesehen im Drehbuch«, sagte ich. »Wir haben dich schon fast vergessen.«
»So leicht werdet ihr mich nicht los«, sagte er wie ein trotziges Kind.
aus der Erzählung „Unser versunkenes Trauma“ in: David Signer: „Dead End“. Lectorbooks 2017
