Hilde Domin: „Die Liebe im Exil“
im Kult-Bau
>>> Dienstag, 27. Februar 2018, 20.00 Uhr
Hilde Domin: „Die Liebe im Exil“ – Jahre in der Dominikanischen Republik
Programmgestaltung: Daniel Fuchs. Es lesen: Christine Fischer, Gedichte, & Daniel Fuchs, Briefe
(Eintritt frei, Kollekte)
Am 27. Juli 1909 wird Hilde Löwenstein in Köln geboren. Sie studiert Jura und Staatswissenschaften und lernt 1931 den Altphilologie- und Archäologiestudenten Erwin Walter Palm kennen. 1936 heiraten die Beiden in Rom, aus Hilde Löwenstein wird Hilde Palm. Dem jüdischen Paar gelingt die Flucht vor den Nationalsozialisten und auf abenteuerlichen Wegen betreten die Palms am 6. August 1940 den Boden der Dominikanischen Republik. Rund 10’000 Juden gewährte Diktator Rafael Leonidas Trujillo Exil (mit dem Hintergedanken die karibische Rasse „aufzuhellen“!). In Santo Domingo fanden die Palms ihr neues Domizil. Dort arbeitete Hilde Palm als Sekretärin für ihren Mann. Sie übersetzte, tippte die Arbeiten ihres Mannes, dokumentierte diese fotografisch und gab Deutschkurse. Um der sommerlichen Hitze in der Hauptstadt zu entgehen, mietete das Ehepaar Palm in der Höhe des dominikanischen Zentralmassivs eine Hütte. Die Bücher wurden per Esel hinauftransportiert.
In Jarabacoa und Constanza findet Hilde Palm, auch unter dem Druck der Entfremdung von ihrem Mann, ab 1946 zum eigenen Schreiben. Erste Gedichte, auch Prosa (unter dem Pseudonym Denise Brühl) entstehen.
1954 kehren die Palms nach Deutschland zurück. Der Dominikanischen Republik als Exilland wird sie lebenslang dankbar verbunden sein, das Land aber erst 1976 nochmals besuchen. 1954 schreibt sie: „Es gibt keine Denise Domin, sie heisst doch Hilde Domin“.
1959 veröffentlicht Hilde Domin in Deutschland ihren ersten Gedichtband „Nur eine Rose als Stütze“. Heute zählt sie, neben Nelly Sachs, zu den bedeutendsten Lyrikerinnen deutscher Sprache des 20. Jahrhunderts.
Landen dürfen
Ich nannte mich
ich selber rief mich
mit dem Namen einer Insel.
Es ist der Name eines Sonntags
einer geträumten Insel.
Kolumbus erfand die Insel
an einem Weihnachtssonntag.
Sie war eine Küste
etwas zum Landen
man kann sie betreten
die Nachtigallen singen an Weihnachten dort.
„Das Gedicht muss ein Erfahrungsmodell sein, die darin eingefangene Zeit ein gefrorener Augenblick, den jeder Leser wieder für sich ins Fliessen bringen kann.“
Das Ehepaar Palm-Domin 1942 vor ihrem Ferienhaus in Jarabacoa (Dominikanische Republik)
Weitere Informationen:
Hilde Domin auf Wikipedia