Hans Henny Jahnn

NM im Kult-Bau

>>> Dienstag, 9. Mai 2017, 20.00 Uhr

Hans Henny Jahnn

Daniel Fuchs, Clemens Umbricht & Florian Vetsch lesen & kommentieren ausgewählte Texte von & Biografisches zu Hans Henny Jahnn (1894 – 1959).

(Eintritt frei, Kollekte)

Hans Henny Jahnn
Schriftsteller – Orgelbauer – Pferdezüchter
Daniel Fuchs, Clemens Umbricht & Florian Vetsch lesen & kommentieren ausgewählte Texte von & Biografisches zu Hans Henny Jahnn (1809 – 1959).

Erkundungen in einem fremden Land
Drei Anmerkungen zu Hans Henny Jahnn
Von Daniel Fuchs, September 2016

1
In meiner jugendlichen Lesebegeisterung fand alles, was in der Bibliothek Suhrkamp erschien, meinen Zuspruch. Die ehemalige Buchhandlung Rösslitor präsentierte anfangs der Achtziger Jahre die Objekte dieser Begierde, unvergesslich, erreichbar im Subterrain. Es ist mir nicht klar, ob ich den Band mit dem Titel Die Nacht aus Blei damals wegen des Titels oder dem schwarzen Umband des Buches erstanden habe. Heute weiss ich, dass ich jedem Leser die ersten Seiten dieses Buches als „Ticket“ empfehlen würde, um in das weitgespannte Werk von Hans Henny Jahnn hinein zu reisen.
Jene Ausgabe von Die Nacht aus Blei hat sich nicht einmal aus sentimentalen Gründen in meiner Bibliothek erhalten. Dafür steht da unübersehbar die Hamburger Gesamtausgabe: 12 voluminöse Bände, die das Schaffen und Wirken des vielleicht grössten Unbekannten der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts vorlegen.

2
Die BeGeisterung hatte Konsequenzen: Florian und ich fanden uns in seiner damaligen Studentenwohnung an der Rosenbergstrasse, St. Gallen zusammen. Wir lasen gemeinsam, in verteilten Rollen, Jahnns Bühnenstück Medea laut. Die trockene Zunge befeuchteten wir in jener Nacht mit ungezuckertem Tee. Wir waren uns einig: Euripides schrieb das Original, Jahnn die Version für unsere Zeit.

3
Hans Henny Jahnn ist der Autodidakt per se. Mit seinem schriftstellerischen Hauptwerk Fluss ohne Ufer, einer Trilogie mit viel nordischer Landschaft, hinterlässt er eine Monströsitat. Er ist ein genialer Orgelrestaurateur. Er ist auch ein Pferdezüchter und ein früher „Grüner“. Er ist Kleist-Preisträger. Die Harmonik von Hans Kayser hat er intus, die Madrigale von Gesualdo verlegt er in seinem Ugrino-Verlag.
Jahnn war ein Visionär und in allem, was er tat und schrieb: unheimlich.

Weitere Informationen:
„Vom Ungeheuren“: Gastbeitrag von Florian Vetsch auf der Webseite des Ostschweizer Kulturmagazins „Saiten“

Hans Henny Jahnn auf Wikipedia

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