Gong bin ich – zum 30. Todestag von Henri Michaux

NM im Kult-Bau

>>> Dienstag, 28. Oktober 2014, 20:00 Uhr

Daniel Fuchs, Clemens Umbricht & Florian Vetsch

Das neue Team von Noisma im Kult-Bau präsentiert ausgewählte Passagen aus dem Werk des grossartigen Künstlers und Dichters Henri Michaux. Special Guest. Corinne Riedener

(Eintritt frei, Kollekte)

Im Oktober 2014 jährt sich zum dreissigsten Mal der Todestag von Henri Michaux (*1899 in Namur, Belgien †1984 in Paris); zugleich startet Noisma im Kult-Bau die 10. Saison. Dies nimmt das neue Team von Noisma im Kult-Bau zum Anlass, das literarische Schaffen des einzigartigen Künstlers Henri Michaux zu würdigen. Dabei kommen drei Aspekte seines Werks besonders zum Zug: das Surreale, das Absurde, die Auslotung der Drogenwelten. Lautréamonts Gesänge des Maldoror waren für den jungen Michaux eine Initiation. Seine grosse Asienreise, die ihn zu Beginn der 30er Jahre nach Indien, Indonesien, China und Japan führte, vertiefte seine mystische, fast mönchische Spiritualität. In den 60er Jahren machten Michaux seine Meskalin-Experimente, aus denen Texte und Zeichnungen hervorgingen, bekannt. In St.Gallen zeigte die unvergessliche Galerie Erker seine Arbeiten.

Octavio Paz über Henri Michaux:
„Sein Werk – Gedichte, wirkliche und imaginäre Reisen, Malerei – ist eine lange, in Windungen verlaufende Expedition in einige unserer Unendlichkeiten – die geheimsten, die fürchterlichsten und auch die lächerlichsten -, immer auf der Suche nach dem unendlich Anderen. Michaux reist in seinen Sprachen: Linien, Worte, Farben, Pausen, Rhythmen. Und er scheut sich nicht, einem Wort das Rückgrat zu brechen, wie der Reiter, der nicht zögert, ein Reittier zu Tode zu hetzen. Um wo anzukommen? In diesem Nirgendwo, das überall ist und hier. Eine Vehikel-Sprache, doch auch eine Messer-Sprache und eine Grubenlampe. Eine Brenneisen-Sprache und eine Bandagen-Sprache, eine Nebelsprache und ein Nebelhorn im Nebel. Spitzhackenhieb gegen den Fels und Funke in tiefer Nacht. Die Worte werden wieder Werkzeuge…Es handelt sich jedoch um eine paradoxe Nützlichkeit, da die Worte nicht mehr im Dienst der Kommunikation stehen, sondern des nicht Kommunizierbaren. Ein unmenschliches und vielleicht übermenschliches Unternehmen.“


GONG BIN ICH
Im Gesang meines Zorns, da ist ein Ei, / und in dem Ei, da sind meine Mutter, mein Vater und meine Kinder, / und in diesem Ganzen, da sind Freude und Traurigkeit, gemischt, und Leben. / Grosse Stürme, die ihr mir beigesprungen seid, / schöne Sonne, die du mir entgegengewirkt hast, / es ist Hass in mir, starker, langjähriger Hass, / und was die Schönheit angeht, so werden wir schon sehen. / In der Tat, nur lamellenweise bin ich hart geworden; / wenn man erst wüsste, wie weich ich geblieben bin im Grunde. / Gong bin ich und Watte und Schneegesang, /ich sags und weiss, was ich sage.
Henri Michaux (aus dem Französischen von Paul Celan)

Wikipedia-Eintrag über Henri Michaux >>>

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Henri Michaux

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